Pflege

Halmdienst, Radhuber und Schmidt verwenden Daten aus der sechsten Befragungswelle von SHARE um einen Überblick über die Situation der hilfs- und pflegebedürftigen über-65-jährigen Bevölkerung in Österreich zu schaffen. Die Wissenschafter*innen fanden heraus, dass etwas mehr als ein Viertel der über 65-Jährigen als hilfs- und 15% als pflegebedürftig eingestuft werden können. Der Anteil der hilfs- und pflegebedürftigen Bevölkerung hat sich im Vergleich zu den Jahren zuvor nicht sonderlich verändert. Beim Umgang mit diesen Schwierigkeiten erhält ca. die Hälfte der Betroffenen Hilfe von außerhalb des eigenen Haushalts, wobei diese zumeist von Verwandten und Bekannten bereitgestellt wird. Jeder vierte über 50-Jährige leistet dabei Personen außerhalb des eigenen Haushalts Hilfe, meist geht es dabei um Haushaltshilfen. Unabhängig von der Schulbildung erleben hilfs- oder pflegebedürftige Menschen deutlich häufiger finanzielle Schwierigkeiten als Gleichaltrige ohne Unterstützungsbedarf. Finanzielle Gefährdung trifft dabei Frauen häufiger als Männer. Bedenklich ist auch, dass etwa die Hälfte aller Personen, die angeben Schwierigkeiten bei Alltagstätigkeiten zu haben, keine Unterstützung bekommt. Es wurde auch untersucht, ob Personen, die selbst jemanden pflegen, früher in Pension gehen. Dies scheint jedoch nicht üblich zu sein.

Was beeinflusst die Entscheidung zwischen formeller und informeller Pflege? In der Studie von Braun, Hawlin, Hödl und Pinck finden die Forscher*innen, dass es in manchen Bereichen der Pflege große Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt. Zum Beispiel ist bei Personen, die in einer Partnerschaft leben, die Wahrscheinlichkeit formelle Pflege zu bekommen bei Frauen viel höher als bei Männern. Frauen pflegen öfter ihre Partner als umgekehrt. Das wird damit erklärt, dass einerseits in Partnerschaften die Frau oft jünger ist als der Mann und andererseits das traditionelle Rollenbild dieses Pflegemuster prägt. Wenn Frauen dann selbst Pflege benötigen, sind sie oft auf formelle Pflege angewiesen. Eine Schlussfolgerung der Studie ist, dass man bei Schätzungen von Pflegebedarf auch das Geschlecht der Personen miteinbeziehen soll und dass man Pflegeangebote gendersensibel gestalten muss.

In einer weiteren Studie thematisieren Mairhuber und Sardadvar die Situation von pflegenden Angehörigen und etwaige Auswirkungen auf deren soziale Absicherung. Die Studie unterstreicht, dass auf die konkreten Bedürfnisse von pflegenden Angehörigen eingegangen werden muss und hier in vielen Bereichen, wie Information, finanzielle Absicherung, Unterstützungsnetzwerk, noch erheblicher Handlungsbedarf besteht.  

Über folgende Links können die Studien abgerufen werden: